Oakland - 9. Dezember 2016

 

Die letzten Wochen waren wir vor allem im Anderson Valley stationiert. Hin und wieder unternahmen wir kurze Ausflüge in die Umgebung.

So zum Beispiel trafen wir Ben an der Küste in der Nähe von Gualala, wo seine Eltern ein Ferienhaus besitzen. Sie hatten den richtigen Riecher vor zig Jahren, als sie sich entschlossen, ein Stück Land so nah am Meer zu kaufen. Heute sind diese Ländereien, vor allem in Kalifornien, unbezahlbar.

So kamen auch wir in den Genuss der grossen, hölzernen Villa mit fantastischer Aussicht auf den Ozean. Natürlich liessen wir uns auch den kleinen Whirl Pool nicht entgehen, haben wir es doch diesmal versäumt, einen der zahlreichen Hot Springs in Nordkalifornien zu besuchen. Wir kamen uns vor wie in einem Wellness-Wochenende.

Auch Geoff folgte der Einladung und lernte so Ben kennen. Nach all den Jahren, in denen wir die beiden jeweils besuchten, sie sich aber bloss vom Hörensagen kannten, war es an der Zeit, die beiden einander vorzustellen. Wir verbrachten eine prächtige Zeit zusammen.

 

Wie sehr man hier auf ein eigenes Auto angewiesen ist, wurde uns schnell klar, als wir uns letzte Woche auf den Weg hinunter nach Oakland machen wollten.

Eigentlich bot uns Geoff an zu fahren. Aber gerade an dem Tag, als wir los wollten, wurde er krank und konnte unmöglich in ein Auto steigen. Die Fahrt, für die wir gewöhnlich etwa drei Stunden gebraucht hätten, wurde plötzlich zwei Tage lang.

Zuerst brachte uns ein anderer Freund die hügelige Strasse aus dem Anderson Valley nach Ukiah, von wo wir den direkten Greyhound-Bus nach Oakland nehmen wollten. Wir warteten geduldig an der kleinen Haltestelle an der Hauptstrasse mit all unserem schweren Gepäck, nur um vom Busfahrer, als er endlich kam, zu erfahren, dass er uns nicht mitnehmen würde, weil wir Tickets nur online kaufen könnten. Ganz perplex schauten wir dem Bus zu, wir er uns einfach stehen liess.

Da es heute der einzige Bus war, hatten wir nur die Möglichkeit, es per Autostopp zu versuchen.

Zwei Stunden später, wir wollten schon aufgeben, hielt doch noch jemand. Der Mann war zwar ganz in der Nähe zu Hause, zeigte sich aber barmherzig und brachte uns die fünfzig Meilen bis nach Santa Rosa.

Immerhin hatten wir so die halbe Strecke geschafft. Da es aber schon dunkel war, mussten wir uns ein Motelzimmer suchen.

Die nächste Überraschung wartete am nächsten Tag auf uns. Nachdem wir die 1.5 Meilen vom Motel bis zur Busstation mit unseren zwanzig Kilo-Rucksäcken hinter uns gebracht hatten, wollte uns der Busfahrer (diesmal nicht mehr Greyhound) erst wieder nicht einsteigen lassen. Sie akzeptierten unser grosses Gepäck nicht. Als wir ihm aber vorführten, wie wir die Rucksäcke zwischen die Beine nehmen konnten, zeigte er sich nachgiebig. Wir atmeten auf. Sollten wir es doch noch schaffen?

"Wohin wollt ihr?", wollte er wissen. "Ach, wisst ihr was, ihr fahrt umsonst. Merry Christmas!" Ich machte grosse Augen, dankte ihm ungläubig und setzte mich zu Seraina. Wir waren wieder unterwegs; man weiss nie, was der Tag bringt. Etwas anders als geplant und einiges später erreichten wir doch noch unser Ziel.

 

Mittlerweile ist auch hier der kommende Winter zu spüren. Es ist kalt und regnet sehr oft. Auffallend ist jedoch, dass ich nie jemanden höre, der sich über die anhaltenden Regentage beklagt. Das zeigt mir, wie wichtig Wasser gerade hier ist, wo durch den ganzen Sommer kein Tropfen vom Himmel fällt.

Aber ich wäre nicht ich, wenn mir der Regen nicht schon nach zwei Tagen auf den Senkel gehen würde. So freuen wir uns beide auf den Weiterflug in den Süden, wo wir die langen Kleider tief unten im Rucksack verstauen können.

Unser Van ist bei Geoff sicher untergebracht; in einem halben Jahr möchten wir ja hierher zurückkommen und die Staaten in den Sommermonaten bereisen.

So oder so ähnlich stellen wir unser zukünftiges Cabaña vor.
So oder so ähnlich stellen wir unser zukünftiges Cabaña vor.

Wir sind aufgeregt. Denn schon bald wollen wir an unserem Hausbau-Projekt beginnen. Wir haben so einige Ideen zusammengetragen, Pläne und Zeichnungen erstellt und natürlich alle unsere Freunde hier eingeladen, mit uns nach Kolumbien zu kommen.

 

Morgen werden wir über New York nach Cartagena fliegen. Wir sind gespannt auf all die neuen Überraschungen, die uns erwarten. Schliesslich wissen wir, obwohl wir ziemlich gut im Planen sind, gewisse Dinge lassen sich einfach nicht voraussagen. Und das ist gut so!