Aller Anfang ist schwer – 3. Oktober 13

Müde von der langen Anreise mit dem Bus zum Frankfurter Flughafen schlendern Seraina und ich noch eine Weile durch den ach so langweiligen Check-In Bereich. Wir haben Donnerstag, den 3. Oktober. Um halb 9 abends machen wir uns auf zur Gepäckkontrolle, um rechtzeitig zum Gate C9 zu gelangen. Ein junger indisch aussehender Beamter beobachtet unsere Gepäckstücke auf dem Bildschirm, während ich durch den Körperscanner trete. Weswegen auch immer pfeift das Ding und ein grosser Blonder mit einem Handscanner versperrt mir den Weg. „Arme auseinander. Wohin wollen Sie?“, will er wissen. Ich gehorche und antworte: „Nach Kolumbien.“ „Sie sind hier falsch." Etwas irritiert und mit zur Seite gestreckten Armen will ich berichtigen: „Aber nach Panama...“ „Sie sind hier falsch“, fällt er mir schon fast wütend ins Wort. „Dann wieso...“, versuche ichs nochmal, doch wieder schneidet er mich sofort ab: „Wenn ich Ihnen sage, dass Sie hier falsch sind, dann sind Sie hier falsch. Ich erzähle Ihnen doch keinen Scheiss!“ Ich fühle, wie mein Blutdruck langsam steigt. Was soll man mit so einem Typen anfangen? Ihn ernst nehmen? Wohl nicht. Ihm eins reinhauen? Am liebsten schon. Seine Kameraden grinsen. Ich nehme einen letzten Anlauf: „Ich sage nur, dass auf der Boardkarte...“ „Wem glauben Sie eigentlich mehr? Die Karte ist falsch. Schauen Sie auf der Fluganzeige nach.“
Ich gebe auf. Mit soviel arroganter Beschränktheit komme ich nicht klar. Wir werden zum Schalter C6 geschickt, wo wir auf die anderen Condor-Passagiere treffen (die alle vorhin bei C9 angestanden sind). Niemand weiss Bescheid bis wir selber nachfragen. Technische Probleme des Flugzeugs haben den Abflug vor dem Nachtflugverbot verhindert.
Somit gönnt Condor allen Passagieren ein Abendessen und eine Nacht im Sheraton Flughafen-Hotel.

Ausgeruht starten wir am nächsten Morgen um 7 Uhr. Der Flug über die Domenikanische Republik und Panama nach Medellin in Kolumbien zieht sich hin. Wir sitzen und warten. Schlafen ein wenig. Landen. Starten wieder.
In Panama steigen wir um. Wir sind wieder an der genau gleichen Stelle, wo wir 2012 unsere letzte gemeinsame Reise unterbrochen haben.
Später in Kolumbien müssen wir feststellen, dass unsere beiden Rucksäcke in Panama liegen geblieben sind.
Am nächsten Tag steht unser Gepäck nicht wie von der Fluggesellschaft versprochen an der Rezeption unseres Hotels. Nichts zu machen. Wir müssen uns gedulden und wandern mit stinkenden, am Körper klebenden Kleidern durch Medellin.

Durch das Viertel El Poblado. Hier wurde Medellin 1675 von den Spaniern gegründet. Seit jener Zeit hat sich viel getan. Die Stadt ist zu einer drei Millionen Metropole angewachsen und seit Pablo Escobars Tod vor zwanzig Jahren sank die Mordrate drastisch.
Die Wärme und Luftfeuchtigkeit beweisen, dass in diesem Tal, wäre hier niemals eine Stadt errichtet worden, dichtester Dschungel herrschen würde. Doch auch jetzt noch spendet sattes Grün erfrischenden Schatten in den von Bars und Hostels überquellenden Strassen des Poblados. Die vielen Fast-Food-Restaurants machen den amerikanischen Einfluss offensichtlich.
Um etwas aus den Abgasen und dem Lärm des Motorenverkehrs zu kommen, fahren wir mit der modernen Metro zum Botanischen Garten. Nicht nur wir, Familien und ganze Schulklassen benutzen diese grüne Oase, um sich eine Auszeit der restlichen Millionen zu gönnen.